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Hochsensibilität praktisch - Sechs Schwächen und wie du sie ausgleichen kannst

Hochsensibilität praktisch - Sechs Schwächen und wie du sie ausgleichen kannst

Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Bei hochsensiblen Menschen erwachsen ihre Schwäche aus einer intensiven Reizverarbeitung in ihrem Gehirn. Bist du ein hochsensibler Mensch, dann sei dir deiner persönlichen Schwächen bewusst und konzentriere dich auf die Stärken, die darauf erwachsen können oder die du noch erlernen kannst.

 

Ich stelle dir hier eine Auswahl an Schwächen vor, die aus einer Hochsensibilität erwachsen können, aber nicht müssen. Anhand von kleinen Fallbeispielen, stelle ich dir Lösungsmöglichkeiten vor, die natürlich nicht auf jeden Einzelfall passen. Jeder hochsensible Mensch ist anders und braucht ganz individuelle Bewältungsmöglichkeiten, die zu seiner persönlichen Art und seinen Lebensumständen passen.

1. Neigung zu Ängsten und Depressionen bei Hochsensibilität

Viele hochsensible Menschen haben in ihrer Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit ihrer Hochsensibilität gemacht.

 

Karina ist in einer Familie groß geworden, die für ihre Sensibilität keinen Sinn hatte. Sie wurde von ihren Eltern und Geschwistern oft verlacht und verspottet und als Sensibelchen bezeichnet. Das hat dazu geführt, dass sie sich in ihrem späteren Leben nicht so viel zugetraut hat. Sie plagte sich mit Selbstzweifeln und Gefühlen der Wertlosigkeit, bis sie eine Therapie begann und ihre Traumata aus der Kindheit aufarbeitete.

 

Nicht wenige hochsensible Menschen können eine Geschichte von Verletzungen und Demütigungen aus ihrer Vergangenheit erzählen. Dadurch steigt die Neigung im späteren Verlauf des Lebens Ängste oder Depressionen zu entwickeln. Die Ängste sind auch damit zu erklären, dass aufgrund der Reizüberflutung, die viele hochsensible Menschen erleben, Gefühle der Überforderung sich breit machen, wodurch angstbesetzte Gefühle zunehmen können.

 

Setzt du dich mit deiner Hochsensibilität auseinander und erkennst sie als ein wichtiges Persönlichkeitsmerkmal an, können sich Ängste und Depressionen leicht auflösen. Psychotherapie wie z.B. die Gestalttherapie hilft dabei, Selbstfürsorge zu lernen und die innere Kraft zu befreien.

2. Starke Stress-Reaktion bei Schlafmangel bei Hochsensibilität

Hochsensible Menschen brauchen ausreichenden Schlaf. Lisa, eine freiberufliche Journalistin, hat einen leichten Schlaf. Sie ist oft mehrfach in der Nacht wach und es dauert dann, bis sie wieder einschläft. Dadurch fühlt sie sich am Morgen oft wie gerädert und auch ein starker Kaffee bringt sie nicht in Schwung. An solchen Tagen fühlt sie sich gegenüber ihrer Umwelt noch angreifbarer. Sie hat manchmal das Gefühl, nicht wirklich bei sich zu sein.

 

An diesen Tagen achtet sie mehr auf ihren Körper. Es hilft ihr, bei sich zu bleiben, wenn sie ihre Aufmerksamkeit zu ihren inneren Atemwellen lenkt. Darüber hinaus stärkt sie sich, indem sie auf ihre Erdung achtet. Sie spürt immer wieder über ihre Füße in den Boden, während sie ihren Alltagsbeschäftigungen nachgeht.

3. Seelische Erschöpfung bei Hochsensibilität

Sind hochsensible Menschen über einen längeren Zeitraum mit vielen anderen im Gespräch oder prasseln die unterschiedlichsten Herausforderungen in kurzer Zeit auf sie ein, kann sich schnell eine seelische Erschöpfung einstellen.

 

Laura, eine engagierte Grundschullehrerin, liebt ihren Beruf und das Zusammensein mit Kindern. Sie hat jedoch ihre Stunden in der Schule reduziert, da sie nach ihrem Unterricht für den Rest des Tages vollkommen erschöpft war. Mit einer halben Stelle in der Schule kommt sie zurecht. Darüber hinaus betreut sie regelmäßig ein behindertes Kind. Durch ihre hohe Empathie hat sie schnell einen Zugang und das Herz des Kindes gewonnen. Der Einzelkontakt ermüdet sie nicht im Gegensatz zu Gruppen.

4. Geräuschempfindlichkeit bei Hochsensibilität

Laute Geräusche, wiederkehrende Töne wie ein tropfender Wasserhahn oder unangenehmen Stimmen können hochsensiblen Menschen Stress bereiten.

 

Justus, ein feinsinniger Mann mit heller Haut, Sommersprossen und rötlichen Haaren erzählt mir, dass es ihm keinen Spaß, macht auf einer normalen Straße Fahrrad zu fahren. Er fühlt sich den lauten Geräuschen ausgeliefert. Energetisch würde jedes Auto, das an ihm vorbeifährt und sei es auf der anderen gegenläufigen Fahrbahn, mit den Fahrgeräuschen durch ihn hindurchfahren.

 

Aus diesem Grund zieht er Mountainbiking vor. In der freien Natur, kann er auftanken und sich in seiner positiven Kraft spüren.

5. Emotionale Beeindruckbarkeit bei Hochsensibilität

Hochsensible Menschen reagieren stark auf die Gefühle anderer Menschen. Sie nehmen diese Gefühle intensiv auf und sind dadurch sehr beeindruckbar.

 

Benno, ein Klarinettist, hat gerade eine Stelle in einem renommierten Orchester angetreten. Schon nach kurzer Zeit bemerkt er, dass es unterschiedliche Cliquen im Orchester gibt, die sich offen oder unterschwellig anfeinden.

 

Beide Lager möchten ihn gerne auf die eigene Seite ziehen. Bei jedem Gespräch bemerkt er sein großes Verständnis für die Person, mit die er gerade spricht. Spricht er mit einer Person von der Gegenseite geht es ihm genauso. Er nimmt die Gefühle beider Parteien auf und fühlt sich dazwischen hilflos eingekeilt.

 

Es ist wichtig, dass Benno lernt, sich von den Gefühlen anderer zu distanzieren und seine eigene Position einzubringen. Je mehr es Benno gelingt, eine Distanz zu beiden Seiten aufzubauen, umso mehr nimmt er wahr, dass er sich in die alten Konflikte nicht einmischen möchte. Er findet schließlich den Mut, das zu äußern. Er ist positiv überrascht, dass er von einigen Kolleginnen und Kollegen verstanden wird.

6. Längere Zeit für Entscheidungen bei Hochsensibilität

Hochsensible Menschen brauchen manchmal länger, um für sich gute Entscheidungen zu treffen.

 

Robert, ein selbständiger Physiotherapeut, liebt seine Arbeit. Er möchte den Menschen, die mit Schmerzen zu ihm kommen gerne helfen. Dazu verschafft er sich im Gespräch und in einer Untersuchung einen gründlichen Überblick. Manche seiner Patienten reagieren darauf ungeduldig und möchten, dass ihnen sofort geholfen wird.

 

Robert dagegen ist es wichtig, sich gründlich zu überlegen, welche Optionen er hat, bevor er einen Behandlungsplan entwirft. Robert hat sich im Erstgespräch angewöhnt, über seine intensive Diagnose und Behandlungsplanphase den Patienten zu erklären.

 

Sich eine längere Zeit für eine Entscheidung zu nehmen, wird von ungeduldigem Menschen als Nachteil bewertet. Die positive Kehrseite dieser Medaille ist die Sorgfältigkeit und Gründlichkeit mit der eine Entscheidung getroffen werden kann.


Was siehtst du als Schwäche bei deiner Hochsensibilität? Und wie gehst du damit um? Ich freue mich auf deinen Kommentar.

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